Deutschland hat sich im olympischen Fußballturnier der Frauen gegen Spanien die Bronzemedaille gesichert. Gwinn brachte die DFB-Frauen vom Punkt in Führung, Berger parierte in letzter Sekunde einen Strafstoß von Ex-Weltfußballerin Putellas. Es ist der krönende Abschluss für den scheidenden Bundestrainer Horst Hrubesch.
Ann-Katrin Berger pariert in letzter Sekunde den Strafstoß von Alexia Putellas und wird zur deutschen Heldin. Getty Images
Der Traum von Olympia-Gold war für die DFB-Frauen im Halbfinale gegen die Favoritinnen aus den USA geplatzt, mit einem 0:1 nach Verlängerung hatten die Spielerinnen mit hängenden Köpfen den Platz in Lyon verlassen. Drei Tage später wollten sich die Spielerinnen an selber Stelle gegen den Weltmeister aus Spanien zumindest die Bronze-Medaille umhängen.
Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch konnte in seinem letzten Spiel an der Seitenlinie dabei wieder auf Kapitänin Popp zurückgreifen, die nach ausgestandenem Infekt in die Startelf zurückkehrte und Anyomi (nicht im Kader) aus dem Sturmzentrum verdrängte. Zudem ersetzte Linder die erkrankte Lohmann und übernahm rechts hinten, Gwinn rückte dafür eine Position nach vorne. Auch Schüller kehrte nach überstandener Entzündung der Patellasehne zurück in den Kader, saß aber zunächst auf der Bank.
Ann-Katrin Berger Tor 1 mehr Infos Spieler des Spiels
Nach einer bescheidenen ersten Hälfte mit vielen Ungenauigkeiten nahm die Partie in den zweten 45 Minuten deutlich Fahrt auf. 3,5 mehr Infos Spielnote
0:1 Gwinn (65') mehr Infos Tore und Karten
Cata Coll3,5 - Hernandez4 , Codina4 , Aleixandri3,5, Batlle3,5 - Bonmati3,5, Abelleira3 , Putellas4 - Athenea4 , Jenni Hermoso3,5, Salma Paralluelo3 mehr Infos
Berger1 - Linder3, Hendrich3, Hegering3, Rauch3,5 - Nüsken3, Minge3, Gwinn3 , Bühl4 , Brand4 - Popp3,5 mehr Infos
Katia Garcia Mexiko 5 mehr Infos Schiedsrichter-Team
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Stadion Groupama Stadium Zuschauer 8.000
Auf der Gegenseite war Spaniens Trainerin Montserrat Tomé nach dem etwas überraschenden 2:4 des Gold-Favoriten im Halbfinale gegen Brasilienzu vier Veränderungen gezwungen: Innenverteidigerin Paredes und Stürmerin Eva Navarro fehlten angeschlagen und wurden positionsgetreu ersetzt durch Aleixandri und Athenea. Außerdem begannen Hernandez und Ex-Weltfußballerin Putellas für Olga Carmona und Mariona Caldentey.
Viel Leerlauf in Durchgang eins
Deutschland lauerte den Spanierinnen von Beginn an in einem 4-4-2 gegen den Ball auf und störte so das Kombinationsspiel der Ibererinnen entscheidend. In der ersten Halbzeit wollte so lange kein echter Spielfluss zustande kommen, im letzten Drittel mangelte es beiden Teams zudem an Präzision. Eine erste starke Aktion hatte Bühl, die Hernandez an der Grundlinie tunnelte, jedoch einen zu ungenauen Pass auf die im Rückraum eingelaufene Linder spielte (16.). Auch der erste Torschuss der Partie gehörte der Angreiferin des FC Bayern, doch Spaniens Torfrau Cata Coll hatte den Ball im Nachfassen (19.).
La Seleccion fand danach etwas besser ins Spiel und ließ den Ball gut laufen, ein erster Aufreger entstand jedoch eher zufällig: Abelleira setzte einen Freistoß aus großer Distanz über die zu weit vor ihrem Tor stehende Berger hinweg an die Oberkante der Latte (21.). Neun Minuten später tauchte dann Athenea alleine vor Berger auf, doch die deutsche Torfrau blieb Siegerin, zudem ging die Fahne nach oben (30.). Gegen eine ansonsten sehr aufmerksame deutsche Defensive waren dies aber lange Zeit die einzigen Chancen.
Erst kurz vor der Pause bot sich Spanien die Doppelchance zur Führung: Bonmati traf von der Strafraumkante zum zweiten Mal nur das Aluminium, den Nachschuss von Jenni Hermoso lenkte Minge schließlich am Tor vorbei (44.). Mit einem 0:0 ging die im ersten Durchgang alles andere als hochklassige Partie daher in die Halbzeit.
Minge verfehlt knapp - Gwinn bleibt cool vom Punkt
Mit der gerade von einer Knieverletzung zurückgekehrten Schüller für die über Knieprobleme klagende Bühl startete die deutsche Mannschaft in die zweite Hälfte, doch bot sich lange Zeit das selbe Bild: Deutschland verteidigte aufmerksam, kam aber selbst zu selten nach vorne. Doch auch der erste Torschuss des zweiten Durchgangs gehörte den DFB-Frauen, Minges Schuss rollte jedoch knapp am Tor vorbei (55.), etwas später verlängerte Gwinn eine Flanke mit dem Hinterkopf nur ans Außennetz (58.).
Danach übernahm Spanien das Kommando und spielte sich am deutschen Sechzehner fest, Hernandez (57.), Salma Paralluelo (59.) und Athenea (60.) prüften Berger vergeblich aus der Distanz. Hinein in diese Druckphase zeigte die mexikanische Schiedsrichterin Katia Garcia aber plötzlich auf den spanischen Punkt, Cata Coll hatte Gwinn bei einem hohen Ball abgeräumt. Die Gefoulte blieb cool und verwandelte den Elfmeter sicher zur deutschen Führung (65.).
Berger macht sich unsterblich - Hrubesch krönt sich mit zweiter Medaille
Spanien musste nun noch mehr ins Risiko gehen, sodass sich beinahe ein offener Schlagabtausch entwickelte: Schüller hatte das 2:0 auf dem Fuß, scheiterte aus kurzer Distanz aber an einem herausragenden Reflex von Cata Coll (71.), auf der Gegenseite köpfte Jenni Hermoso vom Fünfmeterraum unbedrängt Berger an (75.).
Es war der Auftakt für eine dramatische Schlussphase: Spanien drückte und drängte nach vorne, kam aber lange Zeit nicht wirklich durch, die DFB-Frauen verteidigten weiter aufopferungsvoll. In der letzten Sekunde der Nachspielzeit dann der Schock: Nach einem schnell ausgeführten Freistoß bekam Spanien nach einem Foul von Minge nochmals einen Elfmeter zugesprochen, in Putellas trat eine ehemalige Weltfußballerin an, um die Verlängerung zu sichern. Doch es kam anders, Berger im deutschen Tor wurde endgültig zur Heldin: Die 33-Jährige ahnte die richtige Ecke und hielt die Bronzemedaille für Deutschland fest (90.+7). Es war bereits ihr dritter parierter Elfmeter in diesem Turnier.
Der Jubel kannte bei den DFB-Frauen in der Folge keine Grenzen, alle stürzten sich zuerst auf Heldin Berger und später auf den Trainer. In seinem finalen Spiel als Bundestrainer durfte sich Horst Hrubesch nämlich über seine zweite Olympia-Medaille freuen: Nach Silber 2016 in Rio de Janeiro mit den Männern krönte der 73-Jährige nun sein Comeback an der Seitenlinie mit Bronze mit den DFB-Frauen. Damit erreicht der 73-Jährige sein Ziel, mit dem er im vergangenen Jahr die Nachfolge der zurückgetretenen Martina Voss-Tecklenburg angetreten hatte. Nun übernimmt Christian Wück bei den DFB-Frauen.